Hier bekommen Sie einen kleinen Überblick der möglichen psychischen Erkrankungen nach Trauma und sexualisierter Gewalt. Bitte bedenken Sie, dass diese Liste nicht vollständig ist. Es handelt sich jeweils um Kurzbeschreibungen. 

 

Essstörungen

Kennzeichnend für Essstörungen sind: ständiges Sorgen um Gewicht und Essen, Nahrungsverweigerung oder unkontrollierte Essanfälle, heimliches Essen, Panik vorm Zunehmen, Ablehnen des eigenen Körpers, hoher Leidensdruck. Essstörungen können erfolgreich mit Psychotherapie behandelt werden.Es gibt verschiedene Formen:

 

Magersucht

Magersüchtige streben danach, extrem dünn zu sein, und haben ständig Angst davor, zuzunehmen. Obwohl sie offensichtlich untergewichtig sind, nehmen sich Betroffene als zu dick wahr. Die selbst erzwungene Gewichtsabnahme kann so drastisch sein, dass es zu lebensbedrohlichen körperlichen und psychischen Veränderungen kommt.

Das Körpergewicht kann bei Magersüchtigen 15 Prozent oder mehr unter dem für Geschlecht, Größe und Alter empfohlenen Gewicht liegen. Das entspricht bei Erwachsenen einem Body-Mass-Index (BMI) unterhalb von 17,5.  Auch wenn sie noch nicht so dünn sind, sind sie  häufig schon magersüchtig

 

Bulimie  

Bulimie (auch Ess-Brechsucht genannt) ist eine schwere psychische Erkrankung. Betroffene leiden an starken Essanfällen, die zu Schuldgefühlen führen – kombiniert mit streng kontrolliertem Essverhalten. Als Folge ergreifen an Bulimie Erkrankte drastische Gegenmaßnahmen zur Gewichtszunahme , wie selbst herbeigeführtes Erbrechen, Hungern, Extremdiäten, exzessiven Sport, Missbrauch von Abführ- und Brechmitteln.

Diese Maßnahmen verleihen ein Gefühl der Selbstkontrolle und bestärken Bulimie-Erkrankte in dem Denken, das Richtige zu tun. Etwa 70 bis 90 Prozent der Erkrankten erbrechen ihre Nahrung sofort wieder 

 

 

Binge-Eating-Störung

Die Binge-Eating-Störung ist die häufigste Essstörung in Deutschland. Betroffene verlieren phasenweise  die Kontrolle über ihr Essverhalten und nehmen dann große Mengen an Nahrungsmitteln zu sich. Das englische „binge“ bedeutet so viel wie „Gelage“. In der Folge sind die meisten Betroffenen übergewichtig oder adipös. 

 

 

Borderline-Störungen

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist charakterisiert durch ein Muster von Instabilität und Überempfindlichkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen, eine Instabilität des Selbstbildes, extreme Stimmungsschwankungen und Impulsivität.

 

 

Depressionen

Depression kann man mit "niedergeschlagen, bedrückt sein" übersetzen. Wer eine Depression hat, leidet ständig unter gedrückter, melancholischer Stimmung. Die Welt erscheint Betroffenen düster und fad, als hätten sie eine dunkelgrau getönte Brille auf. Außerdem gibt es folgende mögliche Symptome:

verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit, mangelndes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Schuldgefühle, Pessimismus/ Schwarzsehen , Gedanken oder Absichten, sich das Leben zu nehmen, Schlafstörungen (meist in Form von Durchschlafstörungen oder frühem Erwachen), Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust.

 

 

Angsterkrankungen

Eine Angststörung besteht, wenn Angstreaktionen in eigentlich ungefährlichen Situationen auftreten. Die Angst steht in keinem angemessenen Verhältnis zur tatsächlichen Bedrohung. Betroffene erleben die Angst dennoch psychisch und körperlich sehr intensiv.

 

Schlafstörungen

Von Schlafstörungen sprich man, wenn Menschen über einen längeren Zeitraum schlechter, weniger oder unregelmäßiger schlafen als normalerweise und die Leistungsfähigkeit und das psychische Wohlbefinden der Betroffenen am Tage dadurch spürbar beeinträchtigt werden

 

 

Dissoziation

Der Begriff Dissoziation kommt vom lateinischen Wort für „trennen“ oder „schneiden“. In einem dissoziativen Zustand sind unsere Wahrnehmung, unser Denken, Handeln und Fühlen voneinander getrennt. 

„Dissoziative Störung“ ist ein Oberbegriff für psychiatrische Krankheitsbilder, bei denen Betroffene auf sehr belastende Erlebnisse mit der Abspaltung (Dissoziation) von Erinnerungen, Empfindungen oder gar ganzen Persönlichkeitsanteilen reagieren. Erleben und Handeln stehen nicht mehr im Einklang miteinander. In der Regel treten dissoziative Störungen phasenweise auf. Sie kommen oft im Zusammenhang mit Angststörungen, Depressionen oder Borderline-Persönlichkeitsstörungen vor. 

 

 

Dissoziative Identitätsstörung

Die dissoziative Identitätsstörung (DIS) ist eine Sonderform der oben beschriebenen Störungen und zeichnet sich dadurch aus, dass verschiedene Persönlichkeitszustände (dissoziative Identitäten) abwechselnd die Kontrolle über das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen übernehmen. Diese Identitäten verfügen über eigene Charaktereigenschaften, Verhaltensweisen, Fähigkeiten, Wahrnehmungs- und Denkmuster. Zusätzlich treten Erinnerungslücken zu Ereignissen oder persönlichen Informationen auf, die nicht mehr durch gewöhnliche Vergesslichkeit erklärbar sind.

 

 

Persönlichkeitsstörungen

Um die Persönlichkeitsstörung zu verstehen, ist es sinnvoll, sich zunächst einen groben Überblick über psychogische Persönlichkeitszüge zu verschaffen.

Nach dem sogenannten Big-Five-Modell spielen fünf Persönlichkeitsfaktoren bei der wesentlichen Beschreibung einer Persönlichkeit eine Rolle. Diese sind :

 

● Extraversion (von kontaktfreudig bis zurückhaltend)

 

● Gewissenhaftigkeit (von gründlich bis nachlässig)

 

● Offenheit (von kreativ bis fantasielos)

 

● Verträglichkeit (von friedfertig bis streitsüchtig)

 

● Neurotizismus oder emotionale Stabilität (von entspannt bis überempfindlich)

 

Ist die Persönlichkeit gestört, sind folgende Kriterien erfüllt:

Eines der oben genannten Merkmale ist stark dominierend. Durch diese Dominanz des Merkmals kommt es zur Störung des subjektiven Befindens, aber auch des sozialen Verhaltens und der beruflichen Situation. Diese Störung ist „stabil“ und wirkt sich auf das tägliche Leben aus, so dass es nicht mehr im normalen Sinn geführt werden kann.

 

 

 

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Eine PTBS  kann  als Folge eines belastenden Ereignisses auftreten. Dies kann seinen Ursprung im Krieg, Katastrophen oder einem Unfall bis hin zu Vergewaltigung und Missbrauch haben. Das Geschehene kann das Leben dauerhaft beeinträchtigen: Betroffene erleben beispielsweise in Gedanken und Träumen das Grauen immer wieder (Flashbacks). Sie ziehen sich zurück, vermeiden Erinnerungen an das Erlebte, sind gereizt und in ständiger Alarmbereitschaft. Eine traumafokussierte Psychotherapie ist nachweislich hilfreich und die Behandlung der ersten Wahl. Medikamente und weitere Verfahren können die Behandlung ergänzen.

 

 

 

Chronische Schmerzerkrankungen

Neben Rücken-, Nacken- und Kopfschmerzen zählen dazu Beschwerden wie  Übelkeit, Konzentrationsstörungen, Ruhelosigkeit, Herzrasen, anhaltende Müdigkeit , Lärmempfindlichkeit, Jucken der Haut sowie der Augen und Händezittern.

Frauen und Männer, die sexuell missbraucht worden sind, tragen im Vergleich zu Nichtbetroffenen ein dreifach erhöhtes Risiko für chronische Schmerzen.

 

 

 

 

 

Drogen und Alkoholmissbrauch

Eine starke Beziehung besteht zwischen Trauma und Drogenmissbrauch. Sucht tritt oft auf, wenn der Schmerz und die Angst eines Traumas so unerträglich werden, dass Menschen zu Drogen und Alkohol greifen, um die intensiven Gefühle zu betäuben. Manchmal ist das Trauma so schwerwiegend, dass Menschen fast alles tun, um die Angst und Beklemmung loszuwerden.

Die Behandlung einer süchtigen Person, die ein Trauma erlebt hat, ist selten erfolgreich, wenn nicht gleichzeitig das Trauma behandelt wird. Die Genesung von Trauma und Sucht ist mit einer Behandlung möglich, aber es gibt einige wichtige Fakten zu beachten

Traumata, die zum Konsum von Drogen und Alkohol führen, können durch das Erleben von Krieg, Gewalt, Terroranschlägen oder Naturkatastrophen verursacht werden. Missbrauch in der Kindheit und sexuelle Übergriffe sind ebenfalls starke traumatische Auslöser für Drogenmissbrauch. Untersuchungen zeigen, dass Jugendliche, die sexuelle Übergriffe erlebt haben, mindestens vier Mal häufiger Marihuana konsumieren  und neun Mal häufiger zu harten Drogen greifen als nicht-betroffene Altersgenossen.

Der Griff zu Drogen oder Alkohol verschafft nur vorübergehend Linderung. Auf lange Sicht verschlimmert der Substanzmissbrauch die Symptome sogar, indem er Angst und negative Emotionen verstärkt. Die aus dem Substanzmissbrauch resultierende schlechte Entscheidungsfindung kann zu einem zusätzlichen Trauma führen.

Entgiftung ist normalerweise der erste Schritt aus der Abhängigkeit . Substanzmissbrauch kann Symptome eines Traumas maskieren und bleibt in der Suchtbehandlung oft unbemerkt. Erfahrene und spezialisierte Ärzt*innen und Therapeut*innen werden benötigt, um eine korrekte und genaue Diagnose zu stellen.